lifeSandrasen: Erfahrungsaustausch

2018: Bei SandLIFE in Schweden

„From lunch to lunch“ war der Rahmen, den die Kollegen und Kolleginnen vom schwedischen „SandLIFE“-Projekt für ihre Abschlusstagung wählten. In Kristianstad, im Südosten von Schweden, stellte das Projektteam von den Regionalverwaltungen der Provinzen Skåne, Halland und Kalmar und viele Projektpartner vom 22. bis 24. Mai 2018 die Projektergebnisse vor. In 23 Natura2000-Gebieten in den drei Provinzen Landkreisen wurden beeindruckende Ergebnisse erzielt. SandLIFE kann auf die Herstellung von über 200 Hektar offenen Sandflächen, auf die Rodung von über 500 Hektar (Berg-)Kiefernforst, auf die Entfernung von Gebüschen auf 200 Hektar und auf die Bekämpfung der invasiven Art Japanische Rose (Rosa rugosa) auf 40 Hektar stolz sein.

Die Renaturierung der offenen Sandlebensräume erfolgte nach der Maxime „burn, pull, dig“ (Brennen, Wurzeln ziehen, Oberbodenabtrag). Dafür bedurfte es jedoch viel Aufklärungsarbeit vor Ort, schließlich wurde den Menschen, genau wie in Deutschland, über Jahrzehnte das Betreten jeglicher Dünen verboten und die Sanddünen durch Aufforstung und Bepflanzung befestigt. In Skane gilt diese Zeit inzwischen als ein dunkles Kapitel für Sandlebensräume und den Naturschutz.

Die Folgen zeigten sich erst Jahrzehnte später: Sandliebende Insekten, wie Sandbienen oder Sandwespen, wurden immer weniger. Erst der Rückgang dieser typischen Insektenarten führte zu einem Umdenken der Naturschützer. Es wurde klar, dass der Erhalt der typischen Fauna und Flora nur durch permanente Störung zu stoppen war. Durch Brennen, Wurzeln ziehen und Oberbodenabtrag entstehen neue Sandlebensräume in unterschiedlichen Sukzessionsstadien. So entwickelt sich mit der Zeit die notwendige Mosaikstruktur als Grundlage für eine artenreiche Vegetation und damit auch ein reiches Insektenleben.

Wir danken den Kolleginnen und Kollegen des SandLIFE-Projektes für ihre inspirierende Arbeit, für eine wunderbare Tagung und die vielen Anregungen für unsere Arbeit in LIFE Sandrasen!

2017: Tschechien und Slowakei

Ab und zu über den eigenen LIFE-Tellerrand zu schauen, ist inspirierend und hilfreich, bestätigt in der Arbeit zu Hause und fördert nicht zuletzt das Gefühl, an einem Strang zu ziehen – für das Wohl der europäischen Naturschätze. Dafür zog es das Team von LIFE Sandrasen im Mai 2017 zu abgeschlossenen und laufenden LIFE-Projekten in Tschechien und in der Slowakei. Mit dabei waren auch sechs Kollegen vom schwedischen Projekt Sandlife.

Als erstes machten wir im Böhmischen Mittelgebirge halt, einem nationalen Schutzgebiet, das auch zahlreiche Natura 2000-Gebiete einschließt. Hier führte die Schutzgebietsverwaltung von 2011 bis 2016 ein LIFE-Projekt zum Erhalt der Steppen-Lebensräume durch. Roman Hamerský zeigte uns die nördlich der Stadt Louny liegenden trockenen Steppenwiesen, die sich zumeist auf den Hängen aus vulkanischem Gestein entwickelt haben. Sie sind Lebensraum für seltene, wärmeliebende Pflanzen- und Tierarten. Im Rahmen des LIFE-Projektes wurden die oft stark zugewachsenen Flächen von Sträuchern befreit und die Beweidung mit Schafen und Ziegen wiederaufgenommen.

Zweite Station unserer Exkursion war die Drei-Länder-Region um Bratislava, in der in den letzten Jahren gleich zwei LIFE-Projekte umgesetzt wurden. Im Natura 2000-Gebiet „Devinska Kobyla“ vor den Toren Bratislavas zeigten uns Viera Šefferová Stanová und ihre Kollegen vom DAPHNE-Institut die eindrucksvollen Kalk- und Sandsteinhänge am Ufer der Morava. Auch hier waren großflächige Gehölzentnahmen notwendig, um ehemalige Orchideenwiesen und Trockenrasen wiederherzustellen. Die massenhafte Verbreitung der invasiven Arten Robinie und Götterbaum wurde erfolgreich durch die lokale Anwendung eines Herbizids eingedämmt.

Katarína Klimova von der Nichtregierungsorganisation BROZ ermöglichte uns einen Besuch auf dem Truppenübungsgelände Záhorie im Westen der Slowakei. In Zusammenarbeit mit dem Betreiber des Geländes konnten auf fast 500 ha Trockenheiden und offene Binnendünen im Rahmen eines LIFE-Projektes wiederhergestellt werden. Zukünftig möchte BROZ Teile des Geländes zusätzlich durch Beweidung offen halten und denkt auch über kontrolliertes Brennen zur Verjüngung der Heideflächen nach.

Zuletzt machten wir im südwestlichen Zipfel des Schutzgebietes „Weiße Karpaten“ im Grenzland zwischen Tschechien und der Slowakei Station. Hier setzt sich seit über 25 Jahren Ivana Jongepierova von der Schutzgebietsverwaltung mit engagierten Partnern dafür ein, dass die einzigartige Bergwiesen-Landschaft mit ihren markanten Einzelbäumen, Heckenstrukturen und Streuobstwiesen erhalten bleiben. Viele hundert Hektar Bergwiesen wurden mit regionalem Wildpflanzen-Saatgut neu angelegt und entwickeln sich prächtig. Sehr erfolgreich ist die Zusammenarbeit mit den Landnutzern: örtliche Landwirte mähen und beweiden die Flächen und halten sie so frei von einwandernden Gehölzen.

Wir danken an dieser Stelle noch einmal herzlich unseren Kollegen in Tschechien und der Slowakei und unseren Reisepartnern aus Schweden für diese eindrucksvolle Exkursion und hoffen den gewinnbringenden Erfahrungsaustausch in den nächsten Jahren auch in unserem projektbegleitenden Fachgremium fortsetzen zu können.

2015: Bei Sandlife in Schweden

Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen ist ein wichtiger Bestandteil von LIFE-Projekten. Mit welchen Methoden Sandlebensräume in Schweden erhalten und wiederhergestellt werden erfuhr das Sandrasen-Projektteam auf einer mehrtägigen Reise Anfang Juni. Wir waren zu Gast beim Projekt Sandlife, das von den Provinzialregierungen von Skane, Halland und Kalmar durchgeführt wird.

In Halland zeigte uns Magnus Nystrand die Dünenlandschaften von Hökafältet und Haverdal. Hier wurden großflächig Bergkiefern entfernt, die bis ins 20 Jahrhundert angepflanzt wurden, um Dünen zu „befestigen“ und die in Südschweden nicht heimisch sind. Eine weitere Pflanzenart, die große Probleme verursacht, ist die Kartoffelrose (Rosa rugosa). Sie überwuchert ganze Dünenabschnitte.

Von Halland fuhren wir weiter nach Skane wo uns die Projektleiterin Gabrielle Rosquist und ihr Projektteam in Empfang nahm. Zwei Tage lang waren wir an der Ostküste Skanes unterwegs. Besonders beeindruckend waren die „neuen Sanddünen“ in der Dünenlandschaft von Gropahalet oder die blühenden Küchenschellen, Sand-Nelken und Graslilien in Vitemölla. Mit von der Partie war auch Pal-Axel Olsson von der Universität Lund, der seit vielen Jahren zu den Erhaltungsmöglichkeiten von kalkreichen Sandtrockenrasen forscht.

Besonders beeindruckt waren wir von der Dimension der Maßnahmen die das Sandlife-Projekt umgesetzt hat und von der Ausdehnung noch vorhandener artenreicher Sandtrockenrasen. Es stellten sich jedoch auch grundlegende Gemeinsamkeiten der Projekte heraus. Problematisch sind in Deutschland sowie in Schweden die Überwucherung von ehemaligen Offenflächen mit gebietsfremden Arten und der Nährstoffeintrag in ursprünglich magere Sandböden.

Voller neuer Eindrücke und Inspiration machen wir uns nun wieder ans Werk, damit auch im Dahme-Seengebiet eines Tages kalkreiche Sandtrockenrasen wieder öfter ihre Pracht entfalten können.

Vielen Dank noch einmal an das Team von Sandlife für die tolle Zeit in Schweden.

2014: Hessen und Thüringen

Vom 18. bis zum 20. Juni 2014 besuchte das Team des Projekts LIFE Sandrasen vom Naturschutzfonds Brandenburg und dem Naturpark Dahme-Heideseen die LIFE Projekte „Wetterauer Hutungen“ in Hessen und „Erhaltung und Entwicklung der Steppenrasen Thüringens“. Beide Projekte widmen sich wie das Brandenburger Sandrasenprojekt dem Erhalt von Trockenlebensräumen. Gelegenheit also von dem reichhaltigen Erfahrungsschatz der KollegInnen aus den anderen Bundesländern zu profitieren.

In Hessen empfingen uns die Projektleiterin Jutta Katz und ihr Kollege Christian Sperling, der als Regionalmanager vor allem die Belange der Tierhalter im Blick hat. Im ältesten Naturschutzgebiet Hessens dem „Lindenberg bei Birklar“, zeigten sich auf entbuschten und mit Schafen beweideten Flächen sodann auch gleich einige Pflanzenarten, die in Brandenburg  gar nicht oder sehr selten zu finden sind, wie z.B. die Büschel-Glockenblume  und das Steppen-Lieschgras. Vulkanisches Basaltgestein einschließlich der dazugehörigen Flora konnten wir anschließend im Projektgebiet „Köppel bei Langd“, einem aufgelassen Steinbruch  sehen. Hier beweiden Ziegen und Schafe die wertvollen Flächen, die über das LIFE Projekt eingezäunt wurden.

Der „Erlebnisraum Schaf und Natur“ in der Hungener Käsescheune beeindruckte uns mit seiner sehr interessanten Ausstellung zum Thema Schafsbeweidung. Besondern interessant sind vor allem die vielen historischen Dokumente, die von der großen Bedeutung  der Schafhaltung in der Region zeugen.

In Thüringen empfingen uns Projektleiter Henryk Baumbach und seine Kollegin Steffi Zacharias an der altehrwürdigen Burgruine Gleichen bei Wandersleben im Projektgebiet „Drei  Gleichen“. Die weithin sichtbaren mittelalterlichen Burgruinen stehen auf den Höhenzügen aus Sedimenten der Keuperformation. Im trockenen Thüringer Becken bieten vor allem die südexponierten Hänge der Höhenrücken gute Bedingungen für kontinentale und submediterrane Trocken- und Halbtrockenrasen. Die Hänge unterhalb der Burg Gleichen wurden durch das Projekt entbuscht und werden nun regelmäßig beweidet. Bienen-Ragwurz, Frühlings-Adonisröschen und Sonnenröschen sind nur einige der seltenen Pflanzenarten die hier zu finden sind. Beim Besuch der Schwellenburg nördlich von Erfurt beeindruckten uns die offen liegenden Gipsvorkommen und große Bestände des dunkelvioletten Steppen-Salbeis.

Nutzung durch Beweidung zu organisieren ist auch in Thüringen eine Hauptaufgabe des LIFE-Projekts, wie wir bei einer Präsentation im Projektbüro in Sömmerda erfuhren. Dass es mit der eigens für das Projekt zur Vermarktung von Schaffleisch entwickelte Marke „Weidewonne“ gelungen ist, Produkte aus der Landschaftspflege bekannter zu machen, hat uns sehr beeindruckt.  Bevor wir die Heimreise nach Potsdam antraten hatten wir noch die Gelegenheit die Orchideenwiesen im „Wipperdurchbruch bei Günserode“ anzusehen. Auch wenn viele Arten schon verblüht waren, boten die Wiesen mit den verbliebenden blühenden Orchideen dennoch einen wunderschönen Anblick.

Nach drei sehr schönen Tagen mit vielen Eindrücken können wir vor allem eine Schlussfolgerung ziehen: Trotz der unterschiedlichen natürlichen Bedingungen und regionalen Besonderheiten haben alle Projekte mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen. Die artenreichen Trockenlebensräume sind nur noch Inseln in einer intensiv genutzten Landschaft. Um sie zu erhalten, brauchen vor allem die Menschen unsere Unterstützung, die diese einzigartigen und bedrohten Reste unserer Kulturlandschaft mit ihren Schaf- und Ziegenherden pflegen und vor dem Verschwinden bewahren.

Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal recht herzlich bei den beiden Projektteams für die interessanten Einblicke und die freundliche Aufnahme.

Das Projekt Sandrasen

In einem gemeinsamen EU-LIFE-Projekt widmen sich die Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg und der Naturpark Dahme-Heideseen von 2013 bis 2019 den europaweit stark gefährdeten Sandtrockenrasen.
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Ansprechpartner:
Dr. Holger Rößling (Projektleitung)
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